21.03.21

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Abgelaufene Lebensmittel: Tonne oder Teller?

Zur Zeit wird viel über Einsparungen und Verzicht  gesprochen. Alles wird teuer und einiges ist zwischenzeitlich ganz vergriffen. Aber es ist auch vielerorts zu beobachten, dass der Werteverfall gerade was das ungebändigte konsumieren von Lebensmitteln angeht, ist gerade zu erschreckend. Wir sind so gesättigt und verwöhnt von unserem 24 stündigen Supermarktangebot, dass wir am liebsten wegwerfen und neukaufen sobald ein Produkt auch nur 3 Tage in unseren Kühlschränken verbracht hat.

Laut einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2012 landet jedes achte Lebensmittel das wir einkaufen in der Mülltonne – unangerührt und noch original verpackt. In den vergangenen Jahren ist es leider nicht besser geworden. Umgerechnet sind das etwa zwei Einkaufswagen voll mit Lebensmitteln im Wert von 235 Euro, die wir pro Kopf jedes Jahr wegwerfen. Global gesehen produzieren wir jedes Jahr 4 Milliarden Tonnen Lebensmittel wovon wir 1,3 Milliarden Tonnen verschwenden – 2/3 davon wären vermeidbar, durch bessere Umverteilung und Verwertbarkeit sowie bewussteres Essen auf Seiten des Konsumenten.

Laut Studie sind die Lebensmittel die am häufigsten im Müll landen, Obst und Gemüse (44%), Backwaren (15%), Speisereste (12%) und Milchprodukte (8%). Viele davon benötigen Unmengen an Energie und Ressourcen bei der Herstellung: in die Produktion von einem Kilo Käse beispielsweise fließen ca. 5000 Liter Wasser – noch krasser ist Fleisch, alleine ein Kilo Rindfleisch verbraucht 15.000 Liter, ganz zu Schweigen von dem Landverbrauch der für Futteranbau benötigt wird.

Aus einer Forsa-Umfrage im Jahr 2011 geht hervor, dass 84% von 1003 Befragten als häufigsten Wegwerf-Grund Lebensmittelverdorbenheit oder abgelaufenes Haltbarkeitsdatum angaben. Dabei miss-interpretieren Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) oft als Verfallsdatum. Mit dem MHD verpflichtet sich der Hersteller jedoch lediglich, dass Farbe, Geruch und Geschmack des ungeöffneten Lebensmittels bei richtiger Lagerung bis zu diesem Tag erhalten bleiben. Dass sich das Lebensmittel am nächsten Tag jedoch in eine ungenießbare Masse verwandelt, ist mehr irrtümlicher Volksglaube als Tatsache. Doch einmal in den Köpfen verankert, führt dieses Missverständnis dazu, dass Supermärkte Lebensmittel oft schon aussortieren wenn diese sich diesem Datum nur nähern – aus Angst, dass der Verbraucher sie verschmäht. In der Tat sollte man unterscheiden zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum. Letzteres ist tatsächlich ein Verfallsdatum und wird auf leicht verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch und Fisch aufgedruckt („zu verbrauchen bis..“). Hier besteht, bei einem Verzehr nach Ablauf des angegebenen Datums, die Gesundheitsgefahr durch Verkeimung.
Aus diesem Grund schlagen jetzt einige Einzelhändler einen anderen Weg ein und räumen für Lebensmittel mit einem baldigen Ende des MHD einen guten Rabatt ein.
Wer für den heutigen oder morgigen Tag einkauft, ist mit solchen Angeboten sehr gut bedient.

Grundsätzlich gilt:

Zucker, Salz & Tee: Für diese Produktgruppe erwägt die Bundesregierung sogar das MHD aufzuheben, da sie nahezu unbegrenzt lange haltbar sind.

Reis, Nudeln, Mehl, Getreide, Kaffee, Fertiglebensmittel: Auch nach Ablauf des MHD sind diese Produkte noch viele Monate haltbar.

Trockengewürze: Sind über mehrere Monate haltbar sofern sie trocken gelagert werden (in der Nähe von Wasserdampf besteht das Risiko das Keime entstehen).

Saft, Bier, Wein: Sofern ungeöffnet noch mehrere Monate haltbar auch nach Ablauf des MHD.

Marmelade, Konfitüre: Noch einige Monate haltbar. Sollten jedoch unbedingt weggeworfen werden wenn sie Schimmelspuren zeigen. Schimmelpilze sind giftig und können unter Umständen krebserregende Stoffe produzieren.

Eier: Im Kühlschrank können Eier auch noch bis zu zwei Wochen nach MHD Ablauf gegessen werden (jedoch ganz durchkochen oder braten).

Milch: Frische Milch ist geöffnet meist noch 3 Tage nach MHD-Ablauf im Kühlschrank haltbar.

Auch hier gilt, die eigenen Sinne sind meist schärfer als allgemeine Richtlinien. Bevor man etwas wegwirft aufgrund eines Datums was auf der Packung steht, sollte man vorzugsweise das Innere auf Geruch und Äußeres selber überprüfen. Übrig gebliebene Lebensmittel können heute auch über Plattformen wie Foodhsaring.de weitergereicht werden. Sei dies ein Aufruf zu mehr Nachhaltigkeit und Konsumbewusstsein für das neue Jahr.